Gewalt hat viele Gesichter und reicht von Beleidigungen (psychischer Gewalt), über Schachbeschädigungen bis hin zu direkter körperlicher Gewalt (physischer Gewalt).
Heutzutage können wir z.B. mit Hilfe unserer Smartphones jederzeit online sein und uns einfach und andauernd mit anderen vernetzen, zocken, recherchieren, shoppen, Videos schauen und vieles, vieles mehr. Aber grade dieser Vorteil des Internets, wird bei digitaler Gewalt zum großen Nachteil, denn:
- Digitale Gewalt findet rund um die Uhr statt!
Die Anfeindungen enden nicht nach der Schule oder der Arbeit. Digitale Gewalt findet überall dort statt, wo digitale Medien genutzt werden, also auch zuhause. Dadurch geht ein wichtiger Schutzraum verloren. - Digitale Gewalt erreicht ein großes Publikum!
Im Internet verbreiten sich Informationen in Sekundenschnelle: Sie können mit vielen Menschen geteilt, aber auch heruntergeladen und bearbeitet werden und können nur schwer gelöscht werden. Über Soziale Netzwerke und Instant-Messenger geben viele User*innen zahlreiche private Informationen preis und erleichtern es so anderen, sie bloßzustellen und zu schädigen. - Täter*innen handeln häufig anonym!
Die scheinbare Anonymität im Internet senkt die Hemmschwelle für Täter*innen und erschwert die Rückverfolgung. - Digitale Gewalt entsteht selten spontan!
Die Diskriminierung bestimmter Personengruppen wird durch Hassrede (Hate Speech) und bei Mobbing durch gezielte Kommentare im digitalen Raum systematisch und bewusst weitergeführt.
Der Begriff „digitale Gewalt“ bezeichnet dabei alle Formen von Gewalt (z.B. Herabsetzung, Beleidigungen, Belästigung, Diskriminierung und Nötigung anderer) die sich technischer Hilfsmittel oder digitaler Medien bedienen, sowie Gewalt, die im digitalen Raum stattfindet, also z.B. in Online-Portalen oder sozialen Netzwerken. Nicht selten hängen hierbei digitale und analoge Gewalt eng zusammen.
Wie analoge Gewalt, kann auch digitale Gewalt zu schwerwiegenden psychischen und physischen Folgen bei den Betroffenen führen!
Auch online gilt:
Höre auf dein Gefühl und „Schau nicht weg“ …
… wenn du nicht mehr über vermeintliche „Späße“ lachen kannst, dich unwohl, beleidigt, bedroht oder ungerecht behandelt fühlst!
… wenn Informationen (auch Bilder/Videos usw.) ohne deine Zustimmung veröffentlicht wurden!
… wenn du im Internet etwas sieht, was du falsch oder ungerecht findest!
… wenn du siehst, dass andere online fertig gemacht, bloßgestellt oder bedroht werden!
… auch dann nicht, wenn du unsicher bist oder Angst hast!
Sondern, trau dich! – Greif auch online ein und zeige digitale Zivilcourage!
Was du gegen digitale Gewalt tun kannst?
– Bemerken – Interpretieren – Verantwortung übernehmen – Wissen, was hilft – Helfen –
- Online für andere einstehen
- Du bekommst mit, dass eine Person, die online selbst nicht aktiv ist, online fertig gemacht wird? – Informiere die Person darüber!
- Du kennst die Person nicht persönlich? – Steh trotzdem für sie ein und melde Ungerechtigkeiten!
- Zeig den Betroffenen, dass sie auch online nicht alleine sind! – Mache den Angreifern z.B. mit öffentlichen Kommentaren klar, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist und nicht alle ihrer Meinung sind!
- Fordere auch andere auf aktiv zu werden! – Umso mehr Meldungen desto effektiver!
- Wenn du bemerkst, dass es einer Person schlecht geht? – Nimm es ernst! Schau nicht weg! Gehe auf die betroffene Person zu und holt bei Bedarf Hilfe dazu!
- Blockieren & Melden
Siehst du online Inhalte die nicht in Ordnung sind, melde sie!
- Die meisten Netzwerke (z.B. Instagram, WhatsApp & Co.) verfügen über eigene Melde- und Blockierfunktionen. – Nutze diese für dich selbst und für andere! (Die gemeldeten Personen sehen das nicht)
- Umso mehr Meldungen ein Beitrag erhält, desto wirksamer ist dies in der Regel!
- Außerdem gibt es verschiedene eigens dafür eingerichtete Meldestellen im Netz, an die man sich wenden kann um Verstöße zu melden:
- meldestelle-respect.de
- hassmelden.de
- internet-beschwerdestelle.de
- jugendschutz.net/hotline
- Hilfe holen!
Du musst das nicht alleine schaffen! – Überschätze dich nicht und hole rechtzeitig Hilfe!
- Nimm Kontakt zu einer Person deines Vertrauens auf und überlegt euch gemeinsam was du/ihr tun könnt!
- Du kannst dich bei verschiedenen Institutionen und Beratungsstellen für Jugendliche in deiner Stadt unterstützen lassen.
- Auch online gibt es viele Möglichkeiten dir kostenfrei und anonym Hilfe zu holen. (Eine Übersicht findest du im Bereich Online-Beratung und Unterstützung)
(Quelle: klicksafe c/o medienanstalt rlp (LMK): Flyer: Trau dich und greif ein! Zeig Zivilcourage!
www.klicksafe.de/service/aktuelles/news/detail/neuer-flyer-trau-dich-und-greif-ein-zeig-zivilcourage/)
Du bist selbst betroffen? – Schritt für Schritt Plan bei Cyber-Attacken
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Erscheinungsformen von digitaler Gewalt. Unabhängig davon, was dir begegnet, gilt ebenfalls: Höre auf dein Gefühl!
Sobald du nicht mehr über vermeintliche „Späße“ lachen kannst, du dich unwohl, beleidigt, bedroht oder ungerecht behandelt fühlst oder Informationen (auch Bilder/ Videos usw.) über dich, ohne deine Zustimmung veröffentlicht wurden, kannst du einiges tun!
Auch wenn dies sicher schwerfällt – erstmal solltest du „ruhig“ bleiben und auf Provokationen nicht reagieren und auf Nachrichten nicht antworten! Denn das ist es, was die Täter*innen erreichen wollen und sie anspornt…
Des Weiteren gilt folgender Schritt für Schritt Plan:
- Sichere Beweise! Schreib deine Erlebnisse auf, mache Fotos oder Screenshots.
- Du bist nicht allein und solltest die Sache nicht versuchen allein zu lösen! Vertraue dich jemandem an: Eltern, Lehrern, Geschwistern, Freunden oder anderen Vertrauenspersonen. Oder schildere die Situation unabhängig und anonym. Hierfür gibt es Ansprechpartner*innen und Beratungsstellen in deiner Stadt und Online-Hilfeportale (wie die Nummer gegen Kummer oder Juuuport.de) im Internet.
- Melden, blockieren, Seite um Löschung bitten! Nutze die Melde- und Blockierfunktionen des Netzwerks/ der App. Lass die Spuren im Internet löschen! Dazu musst du Kontakt zum Dienstanbieter bzw. der Plattform (Provider) aufnehmen.
- Bei Identitätsklau: Passwort ändern, neuer Mail-Account!
- Setze dich mit dem/der Täter*in in Kontakt: Kontaktiere die Person, die leichtfertig Bilder oder andere Inhalte ohne deine Zustimmung veröffentlicht hat und fordere eine Entfernung/ die Unterlassung!
- Hole dir rechtliche Hilfe (Anwalt, Polizei)!
Falls das alles nicht hilft und die Attacken/ Belästigungen nicht aufhören, solltest du dir rechtliche Unterstützung holen und ggf. Anzeige bei der Polizei erstatten.
Viele Handlungen digitaler Gewalt können rechtlich verfolgt werden und können für den oder die Täter*innen zivil- und strafrechtliche Folgen haben. In vielen Fällen verstoßen die Täter*innen gleich gegen verschiedene Gesetze und machen sich somit strafbar.
Wie reagiert wird, sollte von der Größenordnung der Persönlichkeitsrechtsverletzung und den Verletzungen/ Auswirkungen für die betroffene Person abhängig gemacht werden. Um das besser einzuordnen, kann man auch erst einmal eine Beratung in Anspruch nehmen.
Online Beratung und Unterstützung:
- Juuuport: Online-Beratung von jungen Leuten für junge Leute
- Nummer gegen Kummer: kostenloses, anonymes Kinder- und Jugendtelefon (Tel. 116111) und Online-Beratung per Mail oder Chat
- bke-Jugendberatung: Onlineberatung durch Fachkräfte per Mail, Chat, Forum
- HateAid: Beratungsstelle für Betroffene digitaler Gewalt
- Save me Online: Beratung, Hilfe und Unterstützung bei Anmache im Netz, (Cyber-)Mobbing, Problemen mit Sexting, sexuellem Missbrauch, Zusendung von Pornos oder anderen sexuellen Übergriffen (anonymes, kostenfreies Hilfetelefon: 0800 22 55 530)
www.save-me-online.de und www.hilfetelefon-missbrauch.de
Links für weitere Informationen
Online-Serie #digitaleselbstbehauptung
Instagram: digitale_selbstbehauptung
Blog: www.digitale-selbstbehauptung-solingen.blogspot.com
Infos ohne aktuelle Verwendung:
Formen digitaler Gewalt
- Ausschluss, Cybermobbing:
Ausgrenzung von jemandem aus einer Gruppe z.B. aus einer Instant-Messenger-Gruppe - Beleidigung, Beschimpfung, Belästigung (Cyberharrassment):
Verletzende Kommentare oder vulgärer Pöbeleien, die in der Regel in öffentlichen Bereichen des Internets stattfinden. - Bloßstellen, Anschwärzen (Revenge Porn/Non Consensual Pornography):
Beabsichtigtes Bloßstellen der Betroffenen durch die Verbreitung intimer Details bzw. peinlicher Foto- oder Filmaufnahmen ohne Einwilligung der Abgebildeten oder Gefilmten, z.B. um sich an der Ex-Freundin zu rächen. - Cyber-Stalking:
Unerwünschte Kontaktaufnahme und andauernde Belästigung von Einzelnen durch E-Mails, SMS oder andere digitale Beiträge. Dazu gehören auch (Video-)Überwachung, Abhören und Kontrolle mit digitalen Mitteln sowie das Ausspionieren der digitalen Aktivitäten der Betroffenen (zum Beispiel durch die Ortung der Person mittels Mobiltelefon oder PC). - Nötigung, Erpressung (Sexting, Sextortion):
Die unerwünschte Zusendung von pornografischen Bildern oder Videos fällt ebenfalls in diesen Bereich, genauso wie die Androhung, intimes Bildmaterial anderer zu veröffentlichen. - Gerüchte verbreiten, Diffamierung (Fake Profil):
Wenn Menschen die Informationen, die andere im Internet veröffentlicht haben, manipulieren und als Falschaussagen verbreiten, um die von ihnen ausgewählten Personen zu diskriminieren. - Diskriminierung (Hate Speech):
Bei der sogenannten Hate Speech handelt es sich um eine digitale Form von Menschenfeindlichkeit, die sich gegen Personen richtet, die einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden. Sie äußert sich in abwertender, menschenverachtender und volksverhetzender Sprache und Inhalten. Zudem richtet sie sich oftmals auch gegen jene Personen, die sich online wie offline für die Rechte bestimmter Gruppen einsetzen. - Identitätsmissbrauch und -diebstahl:
Sich als eine andere Person ausgeben, indem z.B. das Passwort des Opfers genutzt wird, um mit dessen vermeintlicher Identität Einträgen in Chats, Blogs und Internet-Foren zu tätigen und so andere in den sozialen Medien zu beschimpfen. Oder die Onlinebestellung von Waren und Dienstleistungen im Namen der/des Betroffenen. - Offene Androhung von Gewalt:
Direkte oder indirekte Ankündigung, dass jemand verletzt oder gar getötet werden soll. - Sexuelle Belästigung (Cyber-Grooming)
Unter „Cyber-Groomig“ versteht man die sexuelle Belästigung Minderjähriger durch Pädokriminelle. Diese nutzen eine falsche Identität, um Kontakte zu den Minderjährigen zu knüpfen, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie dann dazu bringen, ihnen bloßstellende oder kinderpornographische Bilder und Videos zu schicken oder sich mit ihnen zu treffen. - Auch Erwachsene können im Internet von sexueller Belästigung betroffen sein.
- Betrug, Heiratsschwindel (Love bzw. Romance Scamming):
Die Betrüger nehmen über Soziale Netzwerke oder Online-Partnerbörsen Kontakt mit den Betroffenen auf. Durch Zuverlässigkeit, intensive Kontakte und das Mitteilen der Lebensgeschichte wird Vertrauen aufgebaut, bis es zur Nachfrage nach Geld, zur Bitte um Zusendung der Passpapiere oder dem Einlösen von nicht gedeckten Schecks kommt. - Loverboys:
Loverboys sind junge Männer, ihre minderjährigen Opfer (ab 11 Jahren) sowohl in der realen als auch in der digitalen Welt suchen, zum Beispiel in Sozialen Netzwerken. Ziel ist es, die jungen Mädchen und Frauen in die Prostitution zu zwingen. Hier werden die Beziehungen im Vorfeld oftmals durch viel Wertschätzung und teure Geschenke einerseits und soziale Isolation andererseits aufgebaut.
Unabhängig von der Vielzahl an Erscheinungsformen gilt: Höre auf dein Gefühl!
Sobald du nicht mehr über vermeintliche „Späße“ lachen kannst, dich unwohl, beleidigt, bedroht oder ungerecht behandelt fühlst oder Informationen (auch Bilder/ Videos usw.) ohne deine Zustimmung veröffentlicht wurden du mitbekommst, dass so etwas jemand anderem passiert – sprich es an oder hole dir Hilfe!